Stand 25. März 2022
Von bringt doch nix bis ganz ok lauten die Meinungen in den Online-Plattformen, in den Cafés im Stadtteil und auf der Straße. Die OTTENSER GESTALTEN hatten für diese Maßnahme mit plädiert. Unsere Meinung nach den ersten Erfahrungen.
Die Fakten
Wer in Ottensen wohnt und ein eigenes Auto, ein Firmen- oder Mietauto besitzt, kann seit April 2021 beim Landesbetrieb Verkehr (LBV) einen Bewohnerparkausweis dafür beantragen. Damit darfst du auf jedem öffentlichem Dauerparkplatz in deinem Bewohnerparkgebiet kostenlos und unbegrenzt parken. Ottensen unterteilt sich in vier Gebiete.
Ein Bewohnerparkausweis kostet online 65 €/Jahr.
Für Besuch oder bestellte Handwerker kann man online ein Besuchertagesticket für 3 €/Tag beantragen.
Wer sonst im Stadtteil von 9 bis 22 Uhr parken will, kann maximal 3 Stunden parken und zahlt 3 €/Stunde am Parkscheinautomat.
Unser Eindruck
Mind. 90 % der parkenden Autos haben einen Bewohnerparkausweis – Anwohnerinnen und Anwohner zu privilegieren, war ein Ziel.
Es tun sich hin und wieder freie Parkplätze an ungewohnten Orten und zu ungewohnten Zeiten auf – freut die Suchenden und reduziert den Suchverkehr.
Falschparken kostet etwas, weil jetzt häufig kontrolliert wird – wir sind noch im Lernprozess. Parkplatz suchen ist damit nicht vorbei und die Blechflut auf Gehwegen und anderen unpassenden Orten besteht weiterhin – nervt viele aus vielfältigen Gründen.
Fazit – wir müssen reden und handeln
Wir finden, Bewohnerparken ist ein kleiner, aber wichtiger Zwischenschritt für mehr Lebensqualität für ALLE in unserem Stadtteil.
Mit dieser Maßnahme wird an dem Privileg und dem häufig gefühlten Recht der Autobesitzerinnen und -besitzer gerüttelt, den öffentlichen Raum fast kostenlos zu einem privaten Lagerplatz umzunutzen.
Der öffentliche Raum in unserem so dicht bebauten Stadtteil ist für unsere Lebensqualität überaus wertvoll und sehr begehrt. Wir wollen ihn gerecht umverteilen. Parkende Autos sollen hier künftig die Ausnahme und nicht die Regel sein. 65 € pro Jahr sind nach unserer Meinung für dieses Privileg nicht angemessen. Freiburg und Tübingen erhöhen die Kosten für Bewohnerparken auf bis zu 360 €/Jahr. In Amsterdam kostet es 535 €, in Basel 263 € und in Marseille 160 € (Süddeutsche Zeitung, 20. Juli 2021, S. 5).
Aber viel wichtiger als eine Kostendebatte ist:
Wir brauchen mehr Platz, uns mit Freunden und Freundinnen zu treffen, für breite Fußwege, für eine inklusive und barrierefreie Nachbarschaft, um das Fahrrad oder Lastenrad bequem und sicher abzustellen, für Gastronomie und für grüne Oasen.
Und nun? Wir planen weitere Aktionen – guckt hier auf dieser Website und auf Twitter und Facebook. Macht mit – bringt Ideen ein. Oder beantragt einfach mal einen Sitzplatz statt Stellplatz vor eurem Haus, bepflanzt ihn mit den Kindern und genießt ihn mit euren Nachbarinnen und Nachbarn. Der nächste Sommer kommt bestimmt.