23. und 28. Juni 2018
Die Stadtteilperformance stand unter dem Motto „Altona geht anders!“ Die OTTENSER GESTALTEN haben die Frage nach der Zukunft des eigenen Stadtteils und wie wir miteinander leben wollen mit Blick auf das überbordende Verkehrsaufkommen auf den Straßen Altonas mit einem Stück über eine artgerechte Haltung von Menschen und Hühnern in Ottensen beantwortet. Im Anschluss wurde ein Banner entrollt, das seitdem am Balkon des Hauses Eulenstraße, Ecke Mottenburger Straße hängt und die Aufmerksamkeit der Durchfahrenden auf sich zieht.
Das Stück:
[A:] Im Laufe des Baus der Elbphilharmonie hat sich in Hamburg ein neues Musikverständnis entwickelt. Wir wissen nicht, wer von wem gelernt hat: Fuhren die Verantwortlichen für die Akustik der Elphie jeden Morgen durch Ottensen zum Konzertsaalbau? Hier bei uns – z.B. Eulenstraße, Keplerstraße, Arnoldstraße – kann man die perfekte Akustik erleben. Die Autos bleiben morgens sogar stehen – durchgehend vom Hohenzollernring bis zur Max Brauer Allee selbst auf den Kreuzungen – um dieses Erlebnis zu feiern: tägliche kostenlose Konzerte: vom Summen bis Brummen der SUVs und Busse und dann die Hörner – jedes Hupen animiert mit einzustimmen. Frühkindliche Musikerziehung für die alleine acht anliegenden Kitas und fünf Schulen. Leider fehlt in der Kepler- und Arnoldstraße noch dieses einmalige Klangelement des Kopfsteinpflasters. Dieses Element kommt selbst in der Nacht hier in der Eulenstraße zur Geltung, da verblasst selbst der härteste Technosound.
[B:] Ein lauer Sommerwind weht durch die Straßen, (HUSTEN nach links weg) die halbverbrannten Kohlenwasserstoffe, die Stickoxide – sie werden wärmer. Das Grün der Bäume, es lechzt nach diesem Odem. Ist es das Konzert oder ist es die Feinstaub geschwängerte Sommerluft, die einem den Atem verschlägt und ins Delirium führt?
Deutsche Ingenieurskunst hat die Perfektion von Filteranlagen erreicht: Feinstaub, Pollen, Mikroben – nichts erreicht den Innenraum eines Autos. Halt – hat man hier etwa etwas verwechselt – hätte man diese Filter nicht besser in den Auspuff einbauen sollen? (Husten, Atemnot, Ringen um Luft, Asthma-Spray)
[C:] Es gibt uns ein Gefühl der Sicherheit, wenn dasselbe Auto zum zehnten Mal um den Block fährt und mit Adleraugen den Straßenrand und Bürgersteig nach Ungewohntem absucht. Böses denkt wer annimmt, er suche nur einen Parkplatzt. Dieses soziale Engagement wird von der Verwaltung und Politik aktiv unterstützt: so werden gerade 10 % der Parkplätze vernichtet und stattdessen ober- und unterirdische Müllsammelplätze gebaut. Da haben sich wohl allmorgendliche Konzertteilnehmer über die Müllsäcke im Konzertsaal beschwert. (HUSTEN, Röcheln, etc.)
[A:] So trägt auch die zur Disposition gestellte Verpflichtung bei Neubauten ausreichend Parkplätze zu schaffen zu schnellerem Kontakt der Zuziehenden mit den Ureinwohnern bei. Die Universitätsklinik Eppendorf forscht zu den Folgen von Feinstaubbelastung wie Herzinfarkt, Lungenkrebs und Gehirnentzündung. Die Hamburger Politiker des Senats und des Bezirks stellen den Forschern uns als Forschungsobjekte zur Verfügung. (Wir, ja wir, die Jahre, ja Jahrzehnte zu hohen Feinstaub-Belastungen ausgesetzt sind). (HUSTEN, Röcheln etc.)
[C:] Hier ist der viel gelobte Hamburger Pragmatismus des kleinen Königs und seiner grünen Gefolgschaft gefragt. Und er sprach: „ Diesel raus aus einem Teilstück der Stresemann und Max-Brauer“. Einfach genial – gerade hier stehen die beiden Messstationen – und ruckzuck, die Luft an den Messstellen ist wieder sauber.
(Nein, nein die Dieselfahrer werden dann nicht durch Ottensen fahren, nein, nein sie werden alle ihr Auto zu Hause stehen lassen. Und glaubt irgendjemand, dass die Messstationen nun in den Abgasröhren Keplerstraße und Eulenstraße installiert werden. (HUSTEN, Röcheln etc.)
(D wirft Hustenbonbons)
[B:] Schaut euch nur an: Körperliche und psychische Beschwerden als Folgen der Verkehrssituation sind allgegenwärtig. Die Maßnahmen von Verwaltung und Politik können durchaus auch als Maßnahmen zur Gentrifizierung unseres Viertels gelten. Wir nehmen es nun selbst in die Hand unsere Lebensbedingungen artgerecht zu gestalten – jeder ist willkommen für Stadtplanung und Trollaktion.
Altona macht auf – Nein: Altona macht zu für den Durchgangsverkehr!