10. August 2025
Im Rahmen des geplanten Umbaus des Altonaer Bahnhofs und den Bereich um den Bahnhof mit der Verlegung des Busbahnhofs, gab es vor Ort oder digital bis 10. 8. 2025 die Möglichkeit, Vorschläge und Anregungen einzubringen. Davon haben wir Gebrauch gemacht:
Stellungnahme der OTTENSER GESTALTEN zur Neugestaltung des Bahnhofsumfelds Altona im Rahmen des Online-Dialogs
Auf Basis der bisher für uns zugänglichen Informationen (Website / Gutachten / Teilnahme am Stakeholder Dialog Juli 2025 / Gespräche im Mitmach-Laden im Bahnhof Altona) haben wir folgende Anmerkungen, Ideen und Kritik zum anstehenden Wettbewerbsprozess.
Beteiligung
Wir erwarten einen offenen, transparenten Prozess für die Entwicklung der bestmöglichen Lösung, der auch lokalen Initiativen wie unsere kontinuierlich informiert und Beteiligung mit Wirkung ermöglicht. Wir finden die Angebote Newsletter, Gläserne Werkstatt, Öffentliche Veranstaltungen mit Rederecht für Bürger und Bürgerinnen gut. Auch die Idee der Stakeholder-Treffen unterstützen wir und haben am 1. Dia-
log im Juni 2025 teilgenommen.
Nicht einverstanden sind wir mit dem geplanten Findungsprozess der Stadtteildelegation, deren 4-6 Teilnehmer*Innen nach Bewerbung ausschließlich per Los ermittelt werden sollen. Hier sollte ein Auswahlverfahren gewählt werden, das Meinungen der engagierten Nachbarschaften transportiert. Dabei sein sollten Menschen, die sich bereits intensiv mit dem Planungsraum auseinandergesetzt haben, in der Nachbarschaft vernetzt sind und daher gut in diese komplexe Planungsaufgabe hineinfinden.
Die Stadt hat u.a. im Wettbewerblichen Dialog Quartiere am Volkspark 2024 dazu in einem innovativen Verfahren eine Stadtteildelegation zusammengestellt, die auch als offizielle Sachverständige im Verfahren anerkannt wurden und bereits bei der Aufgabenbeschreibung beteiligt waren. Das erfordert Einsatzbereitschaft der gewählten Delegierten, die eine seriöse Mitwirkung aber erst ermöglicht. Dieser Standard sollte auch hier, angepasst, Anwendung finden.
Außerdem fordern wir, dass der aktuelle Mitmach-Landen als Info-Point während des gesamten Prozesses regelmäßig geöffnet bleibt und nicht bereits am 9.8.25 wieder schließt.
Baubestand, Neubauten und Nutzungen
Gebäude umnutzen statt abzureißen ist auch aus Klimagründen häufig die beste Lösung. Für das vorhandene Parkhaus gibt es genug Ideen und auch Bedarf für Angebote des Quartiersparkens für KFZ und Fahrräder. Die Sanierungsfähigkeit der Bausubstand des Parkhauses sollte gesichert sein.
Soweit die vorhandenen Bahnhofsgebäude die Chance für einen schönen, gut nutzbaren Zukunftsraum mit herausragenden Mobilitätsangeboten und einer wichtigen Grünverbindung blockieren, sollte ein (Teil-) Abriss möglich werden. Von einer sinnvollen Nutzungsidee an diesem Ort hängt es ab, wieviel, wo und wie neu gebaut werden soll. Eine Vorgabe im Wettbewerb, eine festgesetzte Baumasse zu erreichen, lehnen wir ab. Für Neubauten sollten Dachbegrünung und Ideen für künftige Dachnutzungen Vorgabe werden.
Künftige Nutzungen am Bahnhof Altona
Auch ein künftiger ÖPNV-Knotenpunkt Altona braucht ein Basisangebot an Lebensmitteln, Gastronomie und sonstigen Reisebedarf. Außerdem wäre wünschenswert, auch künftig einen gut sortierten Elektronikfachmarkt sowie einen Sportanbieter hier zu haben bzw. zu halten. Alle weitere Einzelhandels- und Gastronomieangebote stehen aber in Konkurrenz zu den Angeboten in Ottensen und Altona – auch eine Markthalle. Wir haben ausreichend Wochenmarktangebote östlich und westlich, die bleiben sollen.
Wir schlagen zu diesem Thema weitere Ideenworkshops und Beratungsgremien vor, in die sich die Stadtgesellschaft offen und kreativ einbringen kann.
Der Platz – die Plätze
Wir setzen uns für vielfältige öffentliche Räume im Plangebiet ein. Mit barrierefreier Gestaltung sollen sie Raum für unterschiedliche Bedürfnisse der künftigen Nutzer*innen bieten. Die bisherigen Probleme von Tauben-Hotspot, Drogen und Folgen von Obdachlosigkeit wird es weiterhin geben und sollten berücksichtigt werden.
Ein sehr großer Stadtplatz auf dem Areal der bisherigen Busanlage, wie ihn einige Varianten der Voruntersuchungen zeigen, halten wir für ungeeignet. Für diesen großen ‚Auftritt‘ fehlt künftig auch die zentrale öffentliche Nutzung, der Fernbahnhof, als Frequenzbringer. Die öffentlichen Flächen sollen, wie zum Beispiel in Variante 3 der städtebaulichen Vorstudie, künftig einen grünen, kleinteiligeren Charakter haben und nicht zu neuen Hitzeinseln werden. Maßnahmen zur Klimaanpassung (Schatten, Pflanzen, Bäume, Versickerung, Wasserspender, etc.) sollten in die Auftragsvergabe aufgenommen werden.
Die Grün-Achse
Wir setzen uns dafür ein, dass die Chance für die historische Idee eines Nord-Süd Grünzuges nun endlich umgesetzt wird. Dieser Grünzug soll klar erkennbar und auch gefühlt erlebbar und klimaangepasst gestaltet werden. Die Gestaltung des sehr städtisch geprägten Abschnitts zwischen Ottenser Hauptstraße und Großer Bergstraße soll dem Rechnung tragen.
Die Wegeverbindungen
Alle künftigen Wegebeziehungen für Fußgänger*innen in Ost-West und Nord-Süd Richtung sowie zu den Zu-/Abgängen der S-Bahn und Busse sollen ebenerdig, barrierefrei und direkt geführt werden. Künftig Neubauten sollen öffentliche und offene EG-Zonen haben, wenn sie auf wichtigen Wegebeziehungen liegen.
Der Radverkehr
Wir erwarten noch sehr viel mehr Radfahrende als bisher. Dazu braucht es die bequeme Anfahrbarkeit aus allen Richtungen und ein Super-Angebot zum flächeneffzienten Abstellen der Fahrräder. Es sollen mehrere Standorte für das Fahrradparken geben, damit man zum Abstellen der Fahrräder nicht die Plätze und Fußwegeverbindungen queren muss.
Für uns ist die Stadt Utrecht der Maßstab, wie man sicher, bequem, 24h kostenlos das Fahrradparken hervorragend organisieren kann. Das haben wir 2024 bei einem Besuch erprobt. Das Video Fahrradstadt Utrecht 2024 kann auf YouTube angesehen werden.
Der ÖPNV
Den Verlust des Direkteinstiegs in Regional- und Fernbahnen bedauern wir sehr und sehen das auch nicht als gute Lösung für eine zukunftsorientierte Mobilitätswende an. Hinzu kommt, dass der Ausbau des Busverkehrs (Hamburg-Takt) mit weiteren, großen Belastungen für die Anwohner in den engen Straßen in Ottensen verbunden ist, die sich nicht mit dem Umstieg auf Elektroantrieb auflösen.
Deshalb fordern wir bereits seit mehreren Jahren einen (autonom fahrenden) kleinen Quartiersbus durch den nördlichen Teil von Ottensen (nördlich Ottenser Hauptstraße). Die Stadtbusse sollten künftig stattdessen über die Behringstraße – Barnerstraße – Scheel-Plessen-Straße geführt werden. Das würde insbesondere das Quartier um den Alma-Wartenberg-Platz / Kleine Rainstraße/ Hohenesch/ Hahnenkamp entlasten. Im aktuell in Hamburg startenden Testgebiet „Autonomes Fahren“ ist Ottensen leider nicht aufgenommen – aber das kann ja noch werden.
Das Zielbild der HHA (Machbarkeitsstudie Argus, S. 26/Abb. 21) zeigt die Busführung über die Bahrenfelder Straße in die Große Rainstraße. Diese Führung ist mit dem geplanten Umbau der Bahrenfelder Straße in 2026 obsolet.
Wir fordern daher zu dem Thema „Künftige Busführung in Ottensen“ die zeitnahe Durchführung einer öffentlichen Veranstaltung durch die Stadt.