#VERKEHRt-Demo mit Laternenumzug – Verkehrsberuhigung statt Raserei durch Ottensen

16. November 2018

Wie’s war? Großartig! Anders lässt sich das wohl nicht beschreiben, was wir an diesem Freitagabend auf Ottensens Straßen veranstaltet haben. 350 Menschen waren gekommen, um zu zeigen: Wir wollen, dass es hier im Stadtteil ruhiger wird und sich Autos, Fahrräder, Fussgänger und Fussgängerinnen die Straßen besser und gerechter teilen. Zum Film

Gemeinsam zogen wir singend, rufend, schweigend und als Demo nach isländischer Art durchs Viertel. Viele Kinder mit den Tempo-30-Laternen vorne, unser anwohnerfreundlichstes Auto der Welt hinten am Ende des langen Zuges.

Zwischendurch gedachten wir gemeinsam des Jungen, der 1982 in der Holländischen Reihe vors Auto lief und starb, informierten über unsere aktuellen Diskussionen mit der Polizei wegen der ausbleibenden Geschwindigkeitskontrollen und erzählten von den Anfängen und Zielen unserer Bürgerinitiative OTTENSER GESTALTEN.

Zum Schluss noch unsere Vision, wie künftig das Leben in Ottensen aussehen soll, und heiße Waffeln und Punsch für alle, die nach dem offziellen Demo-Ende noch ein bisschen bleiben konnten und wollten.

Was bleibt? Jede Menge! Im Einzelnen:

  • die Einladung des Verkehrsausschusses Altona, gemeinsam Lösungen zu suchen (am 29.11.2018, zum Bericht)
  • ein Film von unserer Demo
  • 200 Unterschriften unter die Forderungen der Demo
  • 150 Euro Spenden für weitere Aktionen
  • Presseberichte
  • das gute Gefühl, dass viele Menschen in diesem Stadtteil am gleichen Strang ziehen!

Film über die Demo

Nur für das Video #VERKEHRt-Demo wirken die erweiterten Datenschutzeinstellungen über www.youtube-nocookie.com, beim Anklicken eines vorgeschlagenen Folgevideos werden Cookies gesetzt.


Musik von Jens Kiilstofte: Pitch Black, https://creativecommons.org/licenses/by-nc-nd/4.0/legalcode.

Einen zweiminütigen Beitrag gibt es auch beim Hamburg Journal vom 16. 11. 2018 ab Minute 8:13

Offener Brief an die Mitglieder des Verkehrsausschusses Altona

Diesen Text hatten wir etwa eine Woche vorher mit persönlicher Ansprache verschickt. Wir bekamen durchaus positive bzw. interessierte Antworten, oft wurde die Absage an der Teilnahme mit vollem Terminkalender begründet. Immerhin konnten wir auf der Demo ein uns bekanntes Gesicht ausmachen.

Sprechen Sie auf unserer #VERKEHRt-Demo, Frau … / Herr …?

Sehr geehrte Frau … / Sehr geehrter Herr …,

wir, die Bürgerinitiative OTTENSER GESTALTEN fühlen uns von Polizei und Bezirksamt im Stich gelassen und bitten deshalb Sie als Mitglied des Verkehrsausschusses in Altona um Ihre tatkräftige Unterstützung!

Unser Problem lässt sich derzeit anhand der Holländischen Reihe sehr gut veranschaulichen:

Hier kam ein 7-jähriger Junge ums Leben, als er beim Spielen zwischen parkenden Autos hindurch auf die Straße lief. Sein Freund wurde schwer verletzt. Es war der sechste schwerwiegende Unfall im Viertel, der dritte mit Todesfolge. Schon lange zuvor hatte die damalige Bürgerinitiative gefordert, den Durchgangsverkehr durch Ottensen zu verbieten und eine Geschwindigkeitsbegrenzung einzuführen. Polizei und Politik hatten immer wieder abgewinkt. Bis zu jenem schrecklichen Sonntag, 20.6.1982, als Marwin G. starb. Danach beschloss der damalige Innensenator Alfons Pawelczyk umgehend das Tempolimit für die Holländische Reihe.

Die Geschwindigkeitsbegrenzung gibt es noch – allerdings nur theoretisch! Die Polizei hat bei einer sechstägigen Messung zwar festgestellt, dass fast die Hälfte der gemessenen 18.000 Verkehrsteilnehmer (eine Richtung!) schneller fährt als das vorgeschriebene Tempo 30. Aber das reicht ihr nicht für Blitzer-Aktionen. Begründung: Im Durchschnitt würden die 30 km/h eingehalten.

Wir fragen uns: Seit wann gelten Durchschnittswerte bei Tempolimits?

Vielleicht steht die Weigerung der Polizei aber auch in einem größeren Zusammenhang: Im Altonaer Rathaus wurde uns zu unserer großen Überraschung erklärt, dass die Geschwindigkeitsbegrenzung in der Holländischen Reihe „nur temporär“ gewesen sei und jetzt auslaufe. Die Busfahrer des HVV wüssten davon schon, deshalb würden sie zum Teil schneller fahren. Diese Information wollten wir uns später schriftlich geben lassen, doch wir bekamen keine Antwort. Keine Bestätigung, aber auch kein Dementi!

Wir sind fassungslos: Hier wird offensichtlich schleichend eine Geschwindigkeitsbegrenzung zurückgenommen, die nach schrecklichen Unfällen endlich eingeführt wurde! Das können und wollen wir nicht akzeptieren. Aus Respekt vor den Opfern und ihren Angehörigen nicht, und auch nicht, weil die aktuelle Faktenlage alarmierend ist:

  • Schon jetzt übersteigen Lärm- und Abgasbelastungen die Grenzwerte bei Weitem.
  • Allein im vergangenen Jahr wurde die Polizei zu sechs Unfällen mit Verletzten in der Holländischen Reihe gerufen.
  • Die Verkehrsbelastung im Kerngebiet Ottensen wird weiter zunehmen, wenn die Elbchaussee saniert und der Lessingtunnel erneut gesperrt werden.
  • Wir haben schon jetzt viele Kinder im Viertel, die zu Fuß oder mit dem Fahrrad zum Kindergarten oder zur Schule kommen. Ihre Zahl wird aufgrund der Wohnraum-Verdichtung weiter steigen.

Wir müssen handeln! Uns wehren! Machen Sie mit?

  • Wir brauchen weiterhin Ihre Unterstützung für unser Verkehrskonzept für Ottensen, das wir am 2. Juli 2018 im Verkehrsausschuss vorgestellt und mit Ihnen diskutiert haben.
    Wir brauchen Sie auf unserer #VERKEHRt-Demonstration am 16.11.2018, ab 16.30 Uhr von Fischers Allee/Bernadottestraße für die Einhaltung der Geschwindigkeitsbegrenzungen und für den Stopp des Durchgangsverkehrs in ganz Ottensen.
  • Vielleicht möchten Sie die Demonstration auch nutzen, um eine Stellungnahme abzugeben und/oder um mit den AnwohnerInnen ins Gespräch zu kommen? Das würden wir sehr gerne organisieren – bitte nehmen Sie rechtzeitig vorher Kontakt zu uns auf.

Wir würden uns freuen, von Ihnen zu hören!

Mit artgerechten Grüßen,

die Bürgerinitiative OTTENSER GESTALTEN
15 Unterzeichner